Wer Griechisch lernt, sollte wenigstens einmal während seiner Schulzeit die Gelegenheit haben, in den einst griechisch besiedelten Kulturraum zu reisen. Deshalb finden am THG regelmäßig entsprechende Fachexkursionen statt.
Griechenland per Bus und Fähre (Herbst 2019)
Zwei Schüler hatten den Anstoß gegeben und beharrlich auf diese Reise hingearbeitet, Frau Bruder sorgte für eine beinahe minutiöse Gesamt- und Tagesplanung bis hin zu einer Packliste für die Hin- und Rückfahrt per Bus und Schiff, stellte dann für die etwas entlegeneren Themen äußerst wertvolle Hintergrundinformationen und Arbeitsblätter mit hochinteressanten Arbeitsaufträgen zusammen und reagierte in der Tagesgestaltung höchst flexibel auf die jeweiligen äußeren Umstände – alles mit viel Liebe zum Detail und indem sie sowohl die Ziele dieser Kultur- und Bildungsreise als auch die Möglichkeiten und Bedürfnisse unserer Schülerinnen und Schüler berücksichtigte. Stationen waren unter anderem Delphi, Athen, Korinth, Epidauros, Mykene und Olympia.
Herr Horst ließ uns überall, ob im Museum, einer archäologischen Stätte, einer Kirche, Stadt oder Landschaft, an seinem immensen sprachlich-literarischen, kulturhistorischen und archäologischen Wissen teilhaben, führte die Gruppe auch durch manchmal gedanklich schwer zu durchdringendes Gelände und ergänzte die Schülerreferate mit fundierten Beiträgen auf höchstem didaktischen und wissenschaftlichen Niveau. Die 9.- bis 12.-Klässler gewannen während der 11-tägigen Fachexkursion zahllose neue Erkenntnisse und Perspektiven, und es wurden Verbindungslinien zwischen den verschiedenen Themenkomplexen deutlich. Schnell fanden sich unsere Schülerinnen und Schüler zu einer sehr homogenen Gruppe zusammen und gingen miteinander und mit uns Lehrkräften ausgesprochen nett und freundlich um.
Da auch die lange Hin- und Rückreise nahezu problemlos verlief, darf diese Exkursion mit Fug und Recht nicht nur als sehr bereichernd, sondern auch als besonders wertvolle Ergänzung des Unterrichts in den Alten Sprachen betrachtet werden.
Griechenland auf dem Luftweg
Die Exkursionsteilnehmer erreichten Griechenland auf dem Luftweg: Von Stuttgart aus flog man, mit Zwischenstopp in Thessaloniki, nach Athen, das für den größten Teil der Reise das Standquartier der Gruppe blieb. Der erste Abendbummel führte Richtung Plaka; den Turm der Winde und die Akropolis besichtigte man zunächst nur aus der Ferne und bei Scheinwerferlicht.
Anderntags gab es erst eine kleine Stadtrundfahrt, ehe man sich zur Besichtigung der Bauten auf der und um die Akropolis aufmachte – der frisch restaurierte Niketempel begeisterte dabei besonders, ebenfalls das neue Akropolismuseum, in dem man Kunstwerke fast auf Augenhöhe sehen kann, die dem Touristen bislang weit entrückt schienen. Es folgte ein Besuch des Dionysostheaters und des Lysikratesmonuments sowie ein Gang über die Agora. Was man tags zuvor nur in künstlichem Licht zu sehen bekommen hatte, war nun unter einem strahlend blauen Himmel zu besichtigen. Allerdings zeigten sich bei den ersten Teilnehmern schon Erschöpfungserscheinungen, so dass nur noch ein kleines Häuflein Aufrechter sich auf den Weg zum Syntagmaplatz machte, um das Spektakel der Wachablösung zu verfolgen. Ungeplant gerieten diese so in eine Nachrichtensendung des griechischen Fernsehens, denn von der Wachablösung war zwar nicht viel zu sehen, dafür aber um so mehr von einer Demonstration der griechischen Fernfahrer, die ihre limitierten Konzessionen nicht verlieren wollten...
Am nächsten Tag ging es, natürlich mit der obligatorischen Pause am Kanal von Korinth, weiter nach Epidauros. Hier war besonders das inzwischen zugängliche Abaton des Asklepiosheiligtums interessant. Auch die Rekonstruktion der Tholos und des Stadions hatte Fortschritte gemacht, eine Gesangseinlage im Theater wurde heftig beklatscht und wie fast überall auf dieser Reise wurde die obligatorische Vesperpause auf dem Parkplatz eingelegt, die regelmäßig interessierte Hunde anzog. Über Nafplio ging es weiter nach Mykene, übernachtet wurde in Olympia. Nach dem Besuch des archäologischen Museums und des Ausgrabungsgeländes fuhr man anderntags weiter nach Patras, wo nicht nur die riesige neobyzantinische Kirche Hagios Andreas besichtigt wurde, sondern manche Leute die Zeit auch nutzten, wenigstens kurz ins salzige Wasser zu steigen. Die freundlichen Fischer um den Leuchtturm von Patras versicherten allerdings glaubhaft, dass hier kein guter Badeplatz sei.
Die Rückfahrt von Patras nach Athen erlaubte noch einen Blick auf Akrokorinth und eine weitere außerplanmäßige Vesperpause. Am nächsten Tag ging es weiter nach Delphi, das unter so sonnigem Himmel lag, dass man erst einen Schwapp Trinkwasser opfern musste, um eine Inschrift, die ein Digamma – einen „ausgestorbenen“ griechischen Buchstaben - enthielt, einigermaßen sichtbar zu machen, und anschließend am kastalischen Quell längere Zeit in der Schlange stand, weil die Wasserflaschen wieder gefüllt werden mussten. Nachdem dann fast alle sich von der Benutzbarkeit eines unterirdischen Ganges unter dem Apollontempel überzeugt hatten, stieg man bis zum Stadion empor und besuchte anschließend das Museum mit dem berühmten Wagenlenker von Delphi, den Statuen der starken Jünglinge Kleobis und Biton und dem Nabel der Welt. Die letzte Nacht in Athen war sehr kurz. Zwecks Transfer zum Flughafen musste die Gruppe schon um drei Uhr aufstehen, was viele dazu bewog, gar nicht erst schlafen zu gehen und die verlorene Nachtruhe später auf dem Flughafen nachzuholen. Pünktlich zur Abreise schlug das Wetter um und bei Regen und Wind flogen die Exkursionsteilnehmer wieder zurück nach Stuttgart.
Sorrent
Eine Gruppe von an griechischer und römischer Kultur besonders Interessierten fuhr mit dem Zug nach Süditalien und quartierte sich auf einem Campingplatz in der Nähe von Sorrent ein. Von dort aus besichtigte sie nicht nur die – griechischen – Tempel und Grabmalereien in Paestum, sondern erstieg auch den Vesuv und besuchte einige Städte, die durch den Ausbruch des Vulkans 79 n. Chr. verschüttet wurden.
Auch das Nationalmuseum in Neapel sowie die Tuffsteingänge, die sich unter dieser süditalienischen Stadt hinziehen, wurden besichtigt. Einer der Höhepunkte der Exkursion war eine Wanderung auf der Insel Capri, auf der sich die Überreste der Villa des Tiberius befinden.