Die „Stolpersteine“ des Künstlers Gunter Demnig werden seit vielen Jahren auch in Heilbronn verlegt – nun erstmals auch durch Schülerinnen des THG. Mit im Boden verlegten kleinen Gedenktafeln soll an das Schicksal der Menschen erinnert werden, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Die quadratischenMessingtafeln mit abgerundeten Ecken und Kanten sind mit von Hand eingeschlagenen Lettern beschriftet und werden meist vor den letzten frei gewählten Wohnhäusern der NS-Opfer in das Pflaster des Gehwegs eingelassen.
Im Schuljahr 2024/25 beteiligten sich Lena Lüftner, Tania Negot und Sarah Ramming aus der Klasse 10b am Stolperstein-Projekt und recherchierten die Biografien des Ehepaares Henriette und Gustav Arnstein, für die zwei Steine in der heutigen Bahnhofstr. 33 (früher: Roßkampfstr. 28) verlegt wurden. Gustav Arnstein wurde 1858 geboren und musste im hohen Alter unfreiwillig noch nach Frankfurt umziehen, wo er gedemütigt und entrechtet 1937 starb. Seine Frau Henriette, geboren 1866, wurde 1942 nach Theresienstadt deportiert, wo sie 1943 im Alter von 76 Jahren ermordet wurde.
Die Stolpersteine für Henriette und Gustav Arnstein wurden in einer bewegenden Zeremonie am 23. Mai 2025 durch die drei Schülerinnen verlegt, die die Biografien verlasen und ein selbst verfasstes Gedicht vortrugen:
Licht im Dunkeln
Wo der Hass durch kalte Herzen schleißt,
wo Schatten lagen, schwer auf Leib, und Geist sowieso,
dort wünschten Seelen sehnend, hoffnungsfroh,
dass Liebe wieder Licht ins Dunkel reißt.
Viel Leid gebar die Zeit aus Zorn und Pein,
doch darf’s nicht sein, dass es im Nichts verweht.
Erinnerung soll Mahnung für uns sein,
dass Menschlichkeit in Ewigkeit besteht.
Öffne das Wort, das Frieden spricht,
dem fremden Blick, der dir doch vertraut ist.
Nur wer vergibt, doch niemals das Leid vergisst,
lässt das Dunkle doch verschwinden vom Licht.
Gerechtigkeit uns doch bestärkt,
dass niemals mehr die Nacht die Welt entehrt.
Dem THG als neu zur Initiative gekommener Schule wurde die Ehre zuteil, den diesjährigen Verlegungsgang von insgesamt 13 Steinen zu eröffnen, was durch die Anwesenheit vieler Schülerinnen und Schüler, durch Kolleginnen und Kollegen und Schulleiter Herrn Beck begleitet und gewürdigt wurde. Bürgermeisterin Agnes Christner sowie der Koordinator der Stolpersteininitiative Dr. Richard Mössinger fanden treffende und mahnende Worte: Das „Nie wieder!“ ist nicht nur Erbe, sondern auch Verpflichtung. Zitiert wurde auch die klare Botschaft der am 9. Mai 2025 im Alter von 103 Jahren verstorbenen Holocaust-Überlebenden Margot Friedländer: Seid Menschen! Anschließend wurden im Laufe des Vormittags die weiteren Stolpersteine verlegt, recherchiert durch Schülerinnen und Schüler des RMG, des MSG, des Bildungszentrums St. Kilian, der Luise-Bronner-Realschule und durch die Auszubildenden der Stadtbibliothek.
Die bisher in Heilbronn verlegten Stolpersteine sind auf der Homepage der Heilbronner Stolpersteininitiative zu sehen.
Kilian Krauth berichtete ausführlich in der Heilbronner Stimme (und https://www.stimme.de/heilbronn/stadt-heilbronn/stolpersteine-ns-opfer-nazis-art-5056094). Eine Bilderstrecke der Heilbronner Stimme findet sich hier: https://www.stimme.de/bilder/stolpersteine-heilbronn-verlegt-schueler-gedenken-opfer-nationalsozialismus-gal-148012/
Ein Beitrag im lokalen LTV findet sich hier: Newsblock: Heilbronn: Schulklassen verlegen Stolpersteine +++ Neckarsulm: Bürgerentscheid über Schlossplatzgestaltung ++ - L-TV Landesfernsehen
Jens Breitschwerdt (Text), N.N. (Fotos)